Im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens zum A5-Westast haben sich verschiedene Organisationen intensiv mit dem aufgelegten Projekt befasst. Sie stellenfest, dass lange bekannte Mängel nach wie vor nicht behoben sind und Chancen für einen nachhaltigen Verkehr verpasst werden. Dies bestärkt sie in ihrer kritischen Haltung zum A5-Westast, etwa betreffend des Eingriffs in den Stadtkörper, der auf den Strassenverkehr ausgerichteten Verkehrsplanung, der ungenügenden verkehrlich flankierenden Massnahmen oder der hohen Kosten, die in keinem Verhältnis zum Nutzen stehen.
Stadtzerstörung
Die beiden Anschlüsse Bienne-Centre und Seevorstadt mitten im Siedlungsgebiet stellen einen massiven Eingriff in den Stadtkörper dar und zerstören ganze Quartiere. Die beiden über 200Meter langen offen geführten Autobahnabschnitte trennen das Bieler Stadtzentrum wie eine Barriere von Nidau und dem See. Das Verkehrsaufkommen rund um die Ausfahrten wird zunehmen und regelmässig zu einem Verkehrschaos führen, insbesondere beim Anschluss Bienne-Centre stadteinwärts beim Verresiusplatz. Leidtragende sind zu Fuss Gehende und Velofahrende sowie der öffentliche Verkehr. Darüber hinaus wird die über eine halbe Generation dauernde Bauzeit des A5-Westastes eine riesige Belastung für grosse Teile der Innenstadt bedeuten. Die Bewohner ganzer Quartiere werden unter Lärm, Abgasen und sonstigen Emissionen leiden. Baustelleneinrichtungen werden viel Platz beanspruchen, so unter anderem am Strandboden, und öffentliche Nutzungen vielerorts einschränken.
Fehlgeleitete Verkehrsplanung
Der Bau des A5-Westastes löst das Problem des ungebremsten Verkehrswachstums nicht. Er ist eine Reaktion auf den wachsenden motorisierten Individualverkehr (MIV) und dient einzig diesem. Die Behörden gehen dabei davon aus, dass künftiges Mobilitätswachstum auch weiterhin durcheine Zunahme des MIV erfolgt und richten die Infrastrukturbauten darauf aus. Dies steht im direkten Widerspruch zur kantonalen und eidgenössischen Verkehrsstrategie „vermeiden, verlagern, verträglich gestalten“. Eine zukunftsgerichtete Verkehrspolitik sollte die Erzeugung zusätzlichen Verkehrs vermeiden. Dem widersprechen Kapazitätsausbauten des Strassennetzes wie die durch den A5-Westast.Stattdessen sind der öffentliche und der Fuss- und Veloverkehr zu fördern.
Mangelnde Verlagerung auf die Autobahn
Wird der A5-Westast gebaut, so hat er nur dann eine leichte Entlastung des städtischen Strassennetzes zur Folge, wenn die verkehrlich flankierenden Massnahmen (vfM) umfassend und rechtzeitig umgesetzt werden. Es ist fraglich, ob die momentan vorgesehenen Massnahmen dazu ausreichen. Gemäss den vorgelegten Prognosen werden nach Eröffnung des A5-Westastes nur wenige Achsen vom Verkehr entlastet. In der Stadt Biel erfährt nur die Ländtestrasse eine spürbare Entlastung. Durch die vfM muss sichergestellt werden, dass der motorisierte Individualverkehr auf die Autobahn gelenkt wird und unnötige Stadtdurchfahrten möglichst unattraktiv werden. Damit dies funktioniert, müssen die vfM möglichst gleichzeitig wie die Eröffnung der Autobahn umgesetzt sein, so dass sich die Teilnehmenden des MIV möglichst rasch an das neue Verkehrsregime gewöhnen.
Immense Kosten, zweifelhafter Nutzen
Angesichts dieser Bedenken und der diversen weiteren Vorbehalte, welche die kritischen Gruppierungen in ihren Mitwirkungseingaben vorbringen, stellt sich die Kosten-Nutzen-Frage. DerA5-Westast stellt einen massiven Eingriff ins Siedlungsgebiet dar, widerspricht verkehrspolitischen Zielsetzungen und führt vielerorts zu keinen Entlastungen. Die immensen Kosten von voraussichtlich über 2 Milliarden Franken für eine Autobahnstrecke von 2,5 Kilometer Länge stehen in keinem Verhältnis zu diesem dürftigen Nutzen des A5-Westastes.Dabei gibt es deutlich stadtverträglichere Lösungen zu geringeren Kosten, wie eine Variante mit zwei einfachen Halbanschlüssen auf den Guido-Müller-Platz und der Seevorstadt, dem Verzicht auf die Anschlüsse und somit eine Linienführung im Tunnel auf der ganzen Strecke oder eine Nationalstrasse dritter Klasse auf dem bestehenden Strassennetz mit Strassenraumgestaltunggemäss Berner Modell, welches etwa bereits in Wabern bei Bern umgesetzt worden ist.
Auskunft:
Urs Scheuss, Präsident, 078 795 91 83
Communiqué als pdf